Über die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen im Adendorfer Freibad haben wir hier bereits berichtet. In diesem Artikel wollen wir euch davon berichten, was politisch seit Mai 2023 passiert ist und was uns aktuell Gedanken macht.
Nachdem am 30.03.2023 im Ausschuss für Kultur, Sport, Freizeit und Tourismus das Sanierungskonzept öffentlich vorgestellt und diskutiert wurde, wurde am 11.04.2023 im Verwaltungsausschuss beschlossen, die vorgestellten Planungen zur Sanierung des Freibades mit einem Gesamtvolumen von 5,55 Mio. € netto inkl. Sicherheitsreserve weiter umzusetzen.
Update Kleinkindbecken
Ein großer Teil der Ratsmitglieder war mit dem Vorschlag des Projektplaners und der Verwaltung, das Kleinkindbecken zu streichen und stattdessen einen Wasserspielplatz zu errichten, nicht einverstanden. Anfang Juli wurde sogar eine Petition gestartet, die nicht nur viele Unterstützer:innen fand, sondern auch dazu führte, dass unser Fraktionsmitglied und Ratsherr Christian Scholz in seiner Funktion als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Sport, Freizeit und Tourismus am 27.07.2023 zu einem Ortstermin ins Freibad einlud.
Beim Ortstermin fand ein reger Austausch zwischen mehreren Ratsmitgliedern, dem Projektsteuerer, Verwaltung, Freibad-Personal und DLRG statt. Zunächst schlug die Verwaltung bei diesem Ortstermin vor, das Nichschwimmerbecken in Richtung Umkleidekabinen um einen Meter zu verbreitern, um mit einer geringeren Wassertiefe zu starten und somit auch Wassergewöhnung für kleine Kinder zu ermöglichen. Ich konnte hier zusammen mit einer anderen Ratsfrau deutlich machen, dass das sehr weit entfernt von der Lebensrealität von Familien mit kleinen Kindern ist. Kein Eltern- oder Großelternteil fühlt sich mit Baby und Kleindkind in so einem Becken sicher. Größere, manchmal wild tobende Kinder im Nichtschwimmer-Becken, Schwimmer:innen, die das Becken als Durchgang zum großen Becken benutzen und weitere Faktoren machen es aus Sicht von Familien unabdingbar, dass es ein separates Kleinkindbecken geben muss.
Die Sanierung des Freibads wird uns fast 6 Millionen Euro kosten. Nach der Sanierung wird sicherlich mit Eintrittspreiserhöhungen zu rechnen sein. Dann sollten wir das Freibad auch so gestalten, dass Familien von Nah und Fern gerne noch zu uns kommen. Ohne separates Kleinkindbecken werden wir familienunfreundlich sein. Außerdem rege ich an, zu prüfen, ob beide Vorschläge geplant und umgesetzt werden können: ein separates Kleinkindbecken und ein verkleinerter Wasserspielplatz als neue Attraktion.
(Anne Fiedler beim Ortstermin)
Auch wenn es dazu wieder teils unpassende Kommentare gab, führte die Diskussion letztendlich dazu, dass der Projektsteuerer mehrheitlich beauftragt wurde, eine Planzeichnung mit einem separaten Kleinkindbecken zu erstellen, Mehrkosten zu ermitteln und die Überarbeitung der Planung zeitnah vorzustellen. Diese neue Planung wurde bereits am 31.07.2023 im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss vorgelegt und mehrheitlich für gut befunden und daraufhin auch am 28.09.2023 im Ausschuss für Kultur, Sport, Freizeit und Tourismus öffentlich vorgstellt. Hier wurde ebenso der bereits am 11.08.2023 im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss getroffene Beschluss des vorzeitigen Maßnahmenbeginns (Abrissarbeiten) beschlossen. Das neue Kleinkindbecken wird sich zukünftig separat, aber ganz in der Nähe des großen Beckens befinden, so dass eine Aufsicht durch das Freibadpersonal möglich ist und eine bisher händische Chlorung entfallen kann, da es an die Leitungen mitangeschlossen werden kann.
Aktuelle Planungen
Hier seht ihr die am 28.09.2023 erstmals öffentlich vorgestellten und beratenen Planungen, welche wieder für viel Gesprächsbedarf sorgten.
Sichtachse & Geschlechtertrennung
Das ursprüngliche Sanierungskonzept sah den Erhalt des Kassengebäudes vor. Aber nach Untersuchung der Bausubstanz und aufgrund der aufwändigen Anschlüsse des Neubaus an den Bestand, wurde laut Projektplaner festgestellt, dass ein größerer Teil ersetzt werden muss. Der alte Umkleide- und Kassenbereich soll daher abgerissen und durch den Neubau eines Multifunktionsgebäudes mit Umkleiden- und Sanitäranlagen, Personal-, Büro- und Sozialräume, sowie Räume für Lager und Technik (430 m²) ersetzt werden.
Bei der Vorstellung der Planungen erläuterte der Architekt den Ausschussmitgliedern und anwesenden Besucher:innen, dass man den jetzigen Eingang nach links versetzen möchte, damit man im Kassenbereich schon einen schönen Blick auf das Wasser hat. Die von ihm erwähnte Sichtachse findet ihr auf Seite 3, 6 und 7 des Booklets oder hier:
Durch die geplante Sichtachse ergibt sich die, aus unserer Sicht, sehr unglückliche Raumaufteilung:
Für uns ist es schlicht nicht nachvollziehbar, warum Umkleidebereiche nach Geschlecht aufgeteilt werden sollen. Wir empfinden es nicht nur als Rückschritt, sondern haben es so auch noch in keinem anderen Hallen-oder Freibad gesehen. Als Beispiel sei hier das Salü genannt, welches im neuen, versetzen Kassenbereich auch eine Sichtachse auf das Wellenbad hat. Man zahlt an der Kasse, geht durch das Drehkreuz, vorbei an den Föhnstationen und findet sehr viele Umkleiden vor: Familienumkleiden, 20 Einzelumkleiden und Familienumkleiden mit Wickeltisch.
In der Insel in Winsen und im Freibad Hagen ist es ähnlich, so wie bisher auch im Freibad Adendorf – man benutzt eine Kabine um sich umzuziehen. Man muss sich vorher nicht entscheiden, ob man Mann, Frau oder alles außerhalb und dazwischen ist. Man muss nicht entscheiden, wer das Kind in welche Kabine mitnimmt oder sich fragen, ob die Tochter jetzt mit in den Umkleidebereich der Männer darf und möchte. Nach dem Umziehen finden Alle Spinte vor und erst danach sind Duschen und Toiletten getrennt.
Moderne Planungen oder überholt?
- Keine freizugänglichen Wickeltische für Alle.
- Keine Familienumkleiden bzw. Sammelumkleiden für Alle.
- Der Kassenbereich ist so weit von den anderen Personalräumen entfernt, dass er wie eine eigene Wohnung ausgestattet werden muss.
- Föhnstationen in den nach Geschlecht getrennten Umkleiden. Warum muss ich so eine Umkleide aufsuchen? Warum gibt es keine Föhnstationen im Flur?
- Alle Männer, die in die Männerumkleide müssen, kreuzen den Ausgangsbereich.
- Warum braucht man 2 Putzmittelräume, einen für Frauen und einen für Männer?
Was noch moderner sein könnte…
- zusätzliche Unisex-Toilette(n)
Unisex-Toiletten und -Umkleiden ermöglichen allen Menschen unabhängig vom Geschlecht einen möglichst angstfreien und diskriminierungsarmen Zugang. - Wenn schon keine weiteren Unisex-Toiletten, dann z.B. Damen-Toiletten mit Waschbecken in der Kabine.
- Familien-Dusche(n)
- Beim Kiosk bargeldlos zahlen können.
- Mehr Badesicherheit; Unterstützung der Beckenaufsicht durch künstliche Intelligenz
https://kommunal.de/ein-schwimmbad-setzt-kuenstliche-intelligenz-als-bademeister-ein - Umkleidekabinen für den Außenbereich, verteilt auf den Grünflächen. Unabhängig vom Geschlecht, kann man sich umziehen.
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Wie geht es jetzt weiter?
Da es wie gesagt wieder viel Gesprächsbedarf gibt, wurde seitens der Politik ein weiterer nichtöffentlicher Termin gefordert. Dieser findet Ende Oktober statt. Ich werde für die ABAE an diesem Termin mit Architekt, Projektsteuerer und Verwaltung teilnehmen und unsere Anischten und Bedenken dort anbringen. Bevor ich das tue, möchte ich aber gerne von euch wissen: Was denkt ihr über die Innenaufteilung? Seht ihr es ähnlich skeptisch wie wir? Oder habt ihr sogar noch weitere Ideen? Vielleicht ist euch die Innenaufteilung auch egal, weil ihr euch immer auf dem Außengelände umzieht. Was sind eure Erfahrungen aus anderen Freibädern? Wo kann man sich gute Ideen abschauen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare oder schickt uns eine Mail an post@abae.eu Wir freuen uns auf den Austausch mit euch.