- erzählt aus den Augen eines Kindes.
Seit die große Straße, die B209, gesperrt ist, ist alles anders auf meinem Schulweg. Viele Kinder wohnen wie ich im Bardowicker Weg und aus der Borgwardtstraße kommen andere, die sich alle am Kreisel bei der Feuerwehr treffen, bevor sie zusammen zur Grundschule im Weinbergsweg weitergehen.
Heute Morgen war voll viel los auf unserem Schulweg durch den Bardowicker Weg, den Röthenweg und die anderen Straßen. So viele Autos, die sonst hier nicht fahren – alle wollten irgendwo schnell durch. Sie hupen, sind laut, überholen viel zu dicht, weil sie es eilig haben. Selbst auf dem Gehweg fühlt sich Radeln nicht richtig an – da sind schon zwei Kinder aus meiner Schule gestürzt, weil es da so eng und chaotisch ist.
Papa fährt direkt neben mir, schimpft über das Gedrängel, beschützt mich, aber manchmal hab ich richtig Angst, dass ein Auto uns erwischt oder ein Motorrad so nahe dran ist, dass ich fast das Gleichgewicht verliere.
Oft werden wir einfach angeschnauzt, beschimpft, weil wir als Familie mit dem Rad unterwegs sind. Die 1,50 Meter Abstand, die alle halten sollten – die gibt’s hier gar nicht.
An der Fußgängerampel stehen wir und warten – andere Erwachsene rennen einfach über die Straße, obwohl rot ist. Ich frage Mama, warum für uns Kinder immer die Regeln gelten sollen, aber für die Erwachsenen offenbar nicht.
Ich hab noch kein einziges Mal die Polizei gesehen. Niemand hilft uns oder passt auf, dass die Autos sich an die Regeln halten.
Mama sagt, eigentlich sollte die Hälfte vom Verkehr über eine große Umgehung fahren – aber die nehmen viele Leute gar nicht, weil es ihnen zu lange dauert. Stattdessen pressen sie sich durch unsere Wohnstraßen zur Schule.
Ich wünschte, ich müsste mich nur freuen, endlich Schulkind zu sein – und nicht jeden Tag Angst auf meinem Schulweg haben.
Warum tut niemand etwas?
Warum sind unsere Sicherheit und unsere Angst weniger wichtig als die Bequemlichkeit der Erwachsenen?
Vielleicht liest das hier jemand, der etwas ändern kann. Denn ein Schulweg darf nie ein Angstweg sein.


